Themen der Sucht

Angehörige | Alkoholismus | Hilfen | Entzug zuhause | Kontrolliertes Trinken | Rückfälle

 


Angehörige

 

Gesprächskreis für Angehörige und Mitbetroffene


Unter dem Dach des Kreuzbund e.V. Stadtverband Moers traf sich über mehrere Jahre einmal monatlich der

"Gesprächskreis Angehörige und Mitbetroffene Alkohol- und Medikamentenabhängiger".

Das themenzentrierte Angebot bot Hilfe zur Selbsthilfe durch die Begegnung in vertrauensvoller Atmosphäre und das offene Gespräch über eigene Erlebnisse und Erfahrungen. Mitbetroffene sind mehrfach in das Suchtproblem verstrickt und verhalten sich häufig in einer Weise, die als co-abhängig bezeichnet wird.

Die Chancen Suchtkranker sich aus der Sucht zu befreien, steigen in dem Maße, in dem es Angehörigen gelingt, nicht die Krankheit mitzutragen, sondern den Ausstieg aus der Sucht. Dazu ist unterstützende Hilfe sowie emotionaler Rückhalt für jeden Mitbetroffenen dringend notwendig. Die typischen Mechanismen die aus Gewalt, Schuldgefühlen, verschiedenen Verlustängsten und der erlebten Hoffnungs- und Hilfslosigkeit eine Abwärtsspirale in der Krankheitsentwicklung erzeugen, müssen verstanden und durchbrochen werden. Dazu braucht der mitbetroffene, meist co-abhängige Partner, Freund, Kollege ... oft selbst eine therapeutische Betreuung oder zumindest ein Forum wie den Gesprächskreis ...


Dieser Gesprächskreis wurde eingestellt, da aus den Gruppen des Stadtverbandes kein Bedarf mehr angemeldet wurde. Hilfe können Sie finden bei der Suchtberatung des Caritasverbandes Moers-Xanten.

Einzelgespräche können auf Wunsch und nach Absprache mit dem Stadtverband angeboten werden. Bitte sprechen Sie hierzu Vertreter des Stadtverbandes oder einen der Gruppenleiter unserer Gruppen an.


Alkoholismus

 

Alkoholismus ist eine Krankheit die buchstäblich jeden treffen kann. Alkoholismus ist keine Folge eines schlechten Charakters oder eines schwachen Willens. Alkoholismus ist immer eine Folge eines falschen Umgangs mit alkoholischen Getränken UND mit sich selbst.

Die meisten Menschen merken erst spät, daß Alkohol für sie zu einem stetig wachsenden Problem geworden ist. Wenn Sie es dann bemerken, wollen Sie es nicht wahrhaben! Der Weg in die Alkoholkrankheit ist schleichend, doch es gibt genügend Anzeichen, das 'etwas nicht mehr stimmt'. Spätestens wenn diese Anzeichen zum ersten Mal wahrgenommen werden, sollte man sich um Informationen und Hilfe bemühen, auch wenn es schwer fällt. Informationen über den richtigen (heilsamen) Umgang mit der Krankheit werden an vielen Orten und von vielen Institutionen reichlich angeboten. Auch Hilfsangebote sind reichlich vorhanden.

Alkoholismus ist medizinisch, psychologisch und sozial eine chronische Alkoholkonsumstörung, die durch eine übermäßige Beschäftigung mit dem Alkohol und den Verlust der Konsumkontrolle gekennzeichnet ist. Alkoholismus ist zwar nicht heilbar, aber er kann durch lebenslange Abstinenz zum Stillstand gebracht werden.

In gewisser Weise ist die Situation eines Alkoholikers mit der eines Diabetikers vergleichbar. Einem Diabetiker ist es zwar nicht möglich, die Funktionsstörung zu beseitigen, aber er kann mit seinem Körper zusammenarbeiten, indem er auf Zucker verzichtet. Ebenso kann ein Alkoholiker nichts daran ändern, wie sein Körper auf Alkohol reagiert. Er kann jedoch entsprechend der Störung handeln und lebenslangen Alkoholverzicht einüben und dadurch (über)leben.

Eine lebenslange, zufriedene Abstinenz zu erreichen, ist das Ziel der Kreuzbundgruppen und aller Gruppen und Institutionen, die sich aktiv mit der Befreiung aus dem Alkholismus befassen. Unter einer zufriedenen Abstinenz versteht nicht nur der Kreuzbund das befreiende Gefühl, nicht mehr trinken zu müssen.

 

Typische Merkmale der Alkoholerkrankung

Ständige gedankliche Beschäftigung: Der Alkoholkranke erwartet sehnsüchtig die Zeit, in der er trinken kann. Wenn er nicht trinkt, dann denkt er ans Trinken.

Kontrollverlust: Er trinkt immer mehr als gewollt, geplant oder versprochen, ungeachtet seiner guten Vorsätze, den Konsum einzuschränken.

Uneinsichtigkeit: Selbst auferlegte Trinksysteme („Ich trinke allein", „nie während der Arbeit" usw.) sind nur ein Deckmantel für das eigentliche Motto des Alkoholkranken: „Laß dich durch nichts am Trinken hindern."

Alkoholverträglichkeit: Viel vertragen zu können ist keine Gabe; sehr oft ist es ein erstes Anzeichen von Alkoholkrankheit, als Folge eines regelmäßigen 'Trainings'. Der Körper ist das Gift gewöhnt.

Negative Folgen: Alkoholismus wirkt sich früher oder später immer auf die Familie, die berufliche Laufbahn, das Ansehen in der 'Gesellschaft' und die körperliche Gesundheit zerstörerisch aus. In weit fortgeschrittenen Stadien der Erkrankung sind diese Auswirkungen für jedermann deutlich zu erkennen.

Verleugnung: Der Alkoholkranke versucht, sich zu rechtfertigen, spielt das Problem herunter und entschuldigt sein Verhalten. Die Lüge ist ein zentrales Werkzeug zur Erhaltung des Status eines Erkrankten und zum Erhalt des Zugriffs auf den Alkohol.


Hilfen

 

Hilfe ist möglich! Die physische Abhängigkeit kann durch eine Akutbehandlung (Entgiftung) innerhalb von Tagen überwunden werden. Die psychische Abhängigkeit ist aber schwerer in den Griff zu bekommen und gelingt nur sehr selten ohne therapeutische Unterstützung. Informationen über Therapien geben einige Ärzte, die Suchtberatung der Caritas und der Diakonie und die Selbsthilfegruppen der verschiedenen Institutionen wie Kreuzbund, Blaues Kreuz, Anonyme Alkoholiker, Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen und viele mehr.

Therapieplätze in einer der Suchtkliniken in der BRD werden vor allem von der Suchthilfe der Caritas und/oder der Diakonie vermittelt. Die Vergabe der Therapieplätze erfolgt in Abhängigkeit von der jeweiligen Kranken- oder Rentenversicherung des Erkrankten. In der Regel ist der Rentenversicherer auch der Träger der Therapie. Einige Rentenversicherer haben eigene Suchtkliniken. Die Therapiedauer in der stationären Form (Langzeittherapie) kann von wenigen Wochen bis zu einigen Monaten dauern. Die Therapiezeit richtet sich nach den Vorgaben des Trägers und den Empfehlungen der behandelnden Therapeuten.

Vor allem Berusfstätige versuchen sich aus unterschiedlichen Beweggründen gerne in ambulanten Therapien. Diese Therapieform wird von verschiedenen Kliniken und Einrichtungen angeboten und nutzt meist an zwei oder drei Wochentagen die Abendstunden zu therapeutischen Maßnahmen. Nach unserer Beobachtung ist diese Therapieform sehr schwer durchzuhalten, weil sie immer mehrere Monate dauert und als Zusatzbelastung zu beruflichen Belastungen und der Auseinandersetzung innerhalb der Familie hinzu kommt.

Hilfe in der Nachsorge ist nach den Erfahrungen aller in der Suchthilfe tätigen Fachleute unerläßlich. Diese Hilfe bieten die Gruppen der Suchthilfeverbände, eben auch die Gruppen des Kreuzbundes.


Entzug zuhause

 

Tun Sie das bitte nicht ! Der Entzug vom Alkohol ist ohne ärztliche Überwachung lebensgefährlich !

Dabei ist die Entgiftung (Entzug) des Alkohols tatsächlich die 'einfachste' Entgiftung von einer Droge. Die Alkoholentgiftung ist, wenn sie in einer Klinik stattfindet, auch schmerzfrei. Und in der Regel ist die Entgiftung nach etwa einer Woche vollständig abgeschlossen.

Aber wo der Entzug von anderen Drogen 'nur weh tut', kann der Entzug des Alkohols zu Hirnkrämpfen führen, die außerhalb einer Klinik häufig zum Tode führen oder zu dauerhaften Beeinträchtigungen. Entgiften Sie sich bitte nicht selbst. Und entziehen Sie auch als Angehörige dem/der Kranken den Alkohol nicht plötzlich und ohne ärztliche Hilfe zuhause.

Wenn Sie einen Therapieplatz zugewiesen bekommen haben und noch einige Tage bis zum Antritt der Therapie warten müssen, sollten Sie mäßig (wie Ihnen das möglich ist) weiter trinken.


Kontrolliertes Trinken

 

Ganz einfach gesagt: Das geht nicht ! Alkoholkranke Menschen können nie wieder kontrolliert trinken. Der Kontrollverlust über den Konsum ist eines der wesentlichen Merkmale für die Suchterkrankung. Und dieser Kontrollverlust bleibt ein Leben lang bestehen !

Viele Angebote auch vermeintlich seriöser Institute versprechen Ihnen, Sie das kontrollierte Trinken lehren zu können. Das kostet Sie oft einige Wochen Zeit, mehrere hundert Euro und die bittere Erfahrung daß es eben doch nicht funktioniert. Sie bleiben AlkoholikerIn; ihr Leben lang. Ihre einzige Chance mit dieser Krankheit zu überleben, ist leider (!) die Abstinenz.


Rückfälle

 

Rückfälle sind keine Zufälle, sagen die Experten der Suchthilfe. Weil der Konsum des Suchtmittels immer eine Änderung des eigenen Gefühlszustandes bewirkt und (fast) immer zur Flucht aus einem unangenehmen oder sogar schmerzhaften Gefühlszustand dient, kündigen sich Rückfälle in den Konsum an ! Oft sieht die nähere Umgebung (Familie, Freunde, Kollegen ...) den Rückfall kommen. Immer sieht der Erkrankte den Rückfall heranschleichen. Selten schafft es der Erkrankte, sich vor dem Rückfall Hilfe bei einer Gruppe des Kreuzbundes oder einer anderen Einrichtung zu holen und den Rückfall zu vermeiden.

Angesichts dieser Machtlosigkeit aller Beteiligten (die Familie ist immer mitbeteiligt und von dem Rückfall betroffen !) ist es umso wichtiger, daß der Rückfall sofort "geoutet" wird. Famile, Freunde und Weggefährten der Selbsthilfegruppen sollten so kurzfristig wie nur möglich über den Rückfall informiert werden. Wenn nach einem mehrere Tage dauernden Rückfall mit hohem Alkoholkonsum eine Entgiftung stattfinden soll, lassen Sie diese bitte in einer Klinik durchführen.

Besprechen Sie mit ihrer Familie und Freunden und in Ihrer Selbsthilfegruppe was Sie in den Rückfall getrieben oder gezogen hat. Sie wissen, was Sie 'umgehauen' hat. Besprechen Sie mit der Selbsthilfegruppe die Notwendigkeit einer (erneuten) Therapie. Hören Sie auf den Rat der Gruppenmitglieder und vertrauen Sie deren Erfahrung ! Wenn man Ihnen eine (erneute) Therapie empfiehlt, kümmern Sie sich um einen Therapieplatz. Dass es Hilfe gibt und wo, haben Sie auf dieser Seite bereits unter 'Hilfen' gelesen.

 

Ein Hinweis für die Familie, Freunde und Kollegen: Rückfälle kommen NIE aus heiterem Himmel ! Trotzdem behaupten die meisten Rückfälligen, 'nichts gemerkt' zu haben. Das ist immer unwahr; eine Schutzbehauptung. Helfen Sie dem Rückfälligen ! Er/sie schämt sich wegen des offenkundigen Versagens. Er/Sie weiß ja, daß der Rückfall 'in den Suff' falsch ist, daß damit Familienmitglieder, Freunde und oft auch vertrauensvolle Kollegen verletzt worden sind, daß alte berechtigte Ängste und Sorgen damit wieder aktiviert wurden. Helfen Sie dem Rückfälligen dabei, Hilfe anzunehmen. Sprechen Sie mit dem kranken Menschen, offen und direkt, aber immer mit dem Ziel Fortschritt zu erreichen und keinen neuen Rückfall zu provozieren.